:extract_focal()/https%3A%2F%2Fs3.amazonaws.com%2Fpocket-collectionapi-prod-images%2F4c48bb30-17fd-4fe3-8172-a751517f64ec.jpeg)
Bildquelle: Hugo Abad/Getty Images
Pride bedeutet Stolz Sein. Das heißt: Brust raus, Kopf hoch, Flügel ausbreiten und Blick in die Ferne richten statt zum Boden. Das ist mir als schwuler Jugendlicher in den 2000ern schwer gefallen. Männer, die auf Männer stehen, gab es augenscheinlich weder im Freundeskreis, der Schulklasse, noch in den für mich zugänglichen Medien wie im Fernsehen. Außer vielleicht im Nachtprogramm. Ganz zu Schweigen von anderen Buchstaben der LGBTQIA+ Community, die komplett außer Sicht waren. Dabei ist Repräsentation essenziell. Wenn man sich in Büchern, in Stadien, in Stories sieht, und zwar auf eine Art, die nicht stereotypisch ist, sondern Nuancen zeigt, fühlt man sich gesehen und validiert. Dreidimensionale Sichtbarkeit schafft Selbstwert und nimmt Scham.
Vorgespult zu heute und einer Generation – Z –, die nach einer aktuellen Studie so queer ist wie keine Generation zuvor, und die sich auch vermehrt in den Medien sieht. Trotzdem erfahren junge Queers wie die aus den Generationen vor ihnen Ausgrenzung und Queerfeindlichkeit. Die gemeldete Hasskriminalität gegen die Community steigt jedes Jahr erneut an. Wie fühlt sich diese Ambivalenz zwischen Selbst und Außen für queere Menschen an? Wie stolz kann man 2022 sein? Eine Pocket Collection als Bestandsaufnahme.
Christian Schierwagen
BrigitteJulius Kraft: "Gelungene Repräsentation kann eine unglaubliche Wucht haben. Das zeigte mir jüngst die Netflix-Serie "Heartstopper", denn die stürzte mich an meinem 33. Geburtstag in eine ordentliche Krise. Komisch, könnte man denken, ist die Serie, in der sich die Teenager-Jungs Charlie und Nick ineinander verlieben, auf den ersten Blick vor allem eins: zuckersüß. Doch – was für junge queere Menschen hoffentlich gelebte Realität oder zumindest Hoffnungsschimmer sein kann, riss für mich alte Wunden auf. Die Serie führte mir schließlich schmerzlich vor Augen, was ich verpasst hatte (die Jugendliebe) und was ich dennoch erleben musste (das Mobbing)."
Peter Weissenburger
TazJK: "Was die queere Lebenserfahrung von der nicht-queeren unterscheidet: Das Coming-out. Oder besser gesagt, die Coming-outs, denn über das Leben hat man die ja immer wieder. Peter Weissenburger beschäftigt sich in seiner Kolumne hier mit denen der jüngeren Generation. Dabei erinnert er uns, beim Thema nachsichtig zu sein."
Stefan Hochgesand
Kaput-magJK: "Bevor es die Serie "Heartstopper" gab, gab es den Film "Love, Simon". In diesem Longread von 2019 bringt Autor Stefan Hochgesand Entwicklungen der queeren Pop- und Jugendkultur mit gesellschaftlichen Entwicklungen im Jahr vor der Pandemie zusammen und erzählt dabei feinfühlig, wie Repräsentation Türen öffnen kann. Ein Must-Save!"
Mohamed Amjahid
Der SpiegelJK: "Während amerikanische und internationale Serien und Filme diverser werden, hinkt das deutsche Fernsehen immer noch hinterher. Zum Glück ändert sich das langsam, denn Produktionen aus den USA können Lebensrealitäten von Minderheiten in Deutschland schwer abbilden."
Ina Hofmann
TagesspiegelJK: "Jedes Mal, wenn sich eine prominente Person öffentlich outet, quetschen sich in die Kommentarspalten zwischen Herzen und Support Fragen wie, ob das denn jetzt wichtig oder überhaupt noch News sei. Nach dem Motto: Who cares? Die Antwort – wen das interessiert – sollte eigentlich auf der Hand liegen. Inga Hofmann macht es am Coming-out vom 17-jährigen Profifußballer Jake Daniels trotzdem noch mal klar."
Rune Weichert
SternJK: "Als mit Sven Lehmann der erste Beauftragte für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt ins Amt gehoben wurde, habe ich mich unheimlich gefreut, weil es in der Bundesregierung nun eine Leuchtturm-Figur mehr gibt. Jemanden, der sich um die Anliegen der Community kümmert. In diesem Interview erklärt er, wo es Nachholbedarf gibt und warum der Bereich Anti-Diskriminierung so wichtig ist."
Margarete Stokowski
Der SpiegelJK: "Die positiven Entwicklungen für die queere Community gefallen nicht allen. Vor allem wenn es um trans Themen geht, wird im medialen Diskurs zu häufig Angst geschürt statt Einfühlungsvermögen bewiesen. Was Margarete Stokowski davon hält, erklärt sie in ihrer Kolumne."
Maike Strietholt
Deutschlandfunkkultur JK: "Beleidigt, bespuckt, körperlich angegriffen. Wenn ich von persönlichen Diskriminierungserfahrungen spreche, sind Menschen oft überrascht, wie häufig ich schon welche gemacht habe. Und das in der "offenen" Hauptstadt Berlin und als weißer cis Mann. Um zu verstehen, warum noch so viel Arbeit zu leisten ist, finde ich es wichtig, genau hier hinzuschauen und zuzuhören."
Kevin Junk
QiioJK: "Die Bücher, die ich als Kind vorgelesen bekam oder später selbst las, waren alle ziemlich straight. Und brutal, wenn ich an die Brüder-Grimm-Märchen denke. Hetero und härter hat mich das nicht gemacht, stattdessen hat es mir den Weg zu mir selbst aber auf jeden Fall erschwert. Wäre es da nicht viel schöner, wenn Bücher für Kids so bunt sind, dass sich jede*r in ihnen wiederfindet? Eine Geschenkidee für eine bessere Zukunft."
Das ErsteJK: "Oft habe ich das Gefühl, dass viele Menschen, die nicht queer sind, denken, dass es unserer Community in Deutschland doch schon sehr gut geht, wir in der Mitte angekommen sind oder sogar fast mehr haben, als wir brauchen. So gern ich sie positiv bestätigen würde, fällt mir immer wieder auf, dass ich dann nur die halbe Wahrheit erzählen würde. Nur das, was andere hören möchten, um sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Denn: Ja, es ist vieles besser. Aber das ist noch lange nicht genug."
Wilhelmine
YouTubeJK: "Wenn mir negative Nachrichten und Diskurse zu viel werden, höre ich am liebsten Songs wie diesen der deutschen Künstlerin Wilhelmine und Lieder von anderen queeren Musiker*innen, die mich in eine hoffnungsvolle Stimmung bringen. Damit ich am Ende nicht vergesse, worum es beim Kampf und Struggle geht: Um die Liebe und darum, die Person sein zu können, die man ist. Denn diese Dinge sind verdammt fantastisch!"