Als der Wahlsieg von Donald Trump feststand, sagte Mark Zuckerberg einen Satz, der schlecht gealtert ist. Er halte es für eine "ziemlich verrückte Idee, dass Fake News auf Facebook die Wahl in irgendeiner Weise beeinflusst hätten". Wenig später kam heraus, dass Russland soziale Medien gezielt mit Desinformation geflutet hatte, um genau das zu tun, was der Facebook-Chef so vehement verneint hatte: Menschen zu verunsichern und zu beeinflussen.
Bis heute ist unklar, wie viele Menschen auf Falschbehauptungen hereinfallen, die sich viral im Netz verbreiten. Klar ist aber: Desinformation wirkt, vielleicht nicht millionenfach, aber sie hinterlässt Spuren. Lügen über die Corona-Impfung schüren unbegründete Ängste, Verschwörungserzählungen greifen um sich, politische Propaganda verunsichert Menschen oder macht sie wütend.
Auch vor der Bundestagswahl versuchen zwielichtige Akteure, mit bewusst gestreuten Gerüchten, Verzerrungen und schamlosen Lügen, Wählerinnen und Wähler zu beeinflussen. Die Funktionslogik sozialer Netzwerke befeuert solche Kampagnen, doch auch klassische Medien machen immer wieder Fehler und verbreiten Falschbehauptungen. Nie war die Menge an Informationen größer, nie waren Medien- und Nachrichtenkompetenz wichtiger, nie war es schwerer, Lüge und Wahrheit zu trennen. Diese Texte können dabei helfen.
Mach den digitalen Nachrichtentest!
SH: „13,3 von 30: Das ist die durchschnittliche Punktzahl, die Menschen erreichten, die an einer Studie zur Nachrichtenkompetenz teilnahmen. Ihnen fällt es schwer, zwischen Desinformation, Werbung und Meinung zu unterscheiden und sie bezweifeln, dass Medien und Politik unabhängig sind – kein gutes Fundament für eine stabile Demokratie. Hier können Sie den Test selbst machen. Auch bei mir war noch Luft nach oben: 26,5 Punkte.“
Fake-News: Die Wahrheit über Falschnachrichten
SH: „Klar ist: Das Netz ist voller Lügen und Gerüchte, die sich teils viral verbreiten. Unklar ist: Wie viel Schaden richtet Desinformation tatsächlich an? Ein Blick auf den Bundestagswahlkampf 2017 und die US-Wahl im vergangenen Jahr macht Hoffnung: Menschen lassen sich wohl doch nicht so leicht manipulieren, der Einfluss auf die Wahlentscheidung ist relativ klein.”
DI101 "Meine Mutter glaubt an Verschwörungsmythen" - was Angehörige tun können (Kati Krause, Autorin; Tobias Meilicke, veritas)
SH: „Ein Onkel, der an QAnon glaubt, eine Freundin, die mit den Querdenkern demonstriert: Viele Menschen erleben in ihrem persönlichen Umfeld, wie massentauglich Verschwörungsmythen mittlerweile sind. So geht es auch der Autorin Kati Krause, die darüber einen berührenden Text für das ZEITmagazin geschrieben hat. Hier erzählt sie in einem Podcast, wie sie damit umgeht und was Angehörige tun können.”
Worry About Facebook. Rip Your Hair Out in Screaming Terror About Fox News.
SH: „Fast jedes Mal, wenn ich öffentlich über Desinformation spreche, zitiere ich die Überschrift dieser Kolumne: ,Worry About Facebook. Rip Your Hair Out in Screaming Terror About Fox News’. Das schrieb der Journalist Farhad Manjoo 2019, doch der Satz gilt nach wie vor. Plattformen wie Facebook oder YouTube verdienen Misstrauen und Kritik. Der Sender Fox News hat aber mehr zur Spaltung der US-Gesellschaft beigetragen als alle sozialen Netzwerke zusammen – und auch in Deutschland sollten wir mehr über die Verantwortung klassischer Medien sprechen, als immer nur mit dem Finger auf Facebook zu zeigen.”
Simon Hurtz
Simon Hurtz ist Autor für die Süddeutsche Zeitung und erklärt dort das Internet so, dass es seine Eltern verstehen. Jedenfalls versucht er es. Zusammen mit Martin Fehrensen schreibt er das Social Media Watchblog. Der Newsletter beschäftigt sich mit den Risiken und Nebenwirkungen, die Facebook, Twitter, YouTube und andere Plattformen mit sich bringen.